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fynf.at-News - News-Beitrag vom 24.11.2010, verfasst von FYNF.at

Matthias Reim im Interview mit dem Mallorca-Magazin - sehr persönlich und privat!

Unsere Freunde vom Mallorca-Magazin haben für Euch ein schönes Interview mit Matthias Reim geführt. Noch nie hat er so persönlich und privat über sein Leben gesprochen, doch lest selbst!

Mallorca Magazin: Herr Reim, im Sommer verkündeten die deutschen Medien, dass Sie nach abgeschlossener Privat-Insolvenz nunmehr schuldenfrei seien. Wie hat sich denn Ihr Leben seit diesem Tag verändert?

Matthias Reim: Mein Leben hat sich nicht sehr verändert. Aber mein Selbstbewusstsein. Das ist nicht größer geworden, sondern freier. Für jemanden, der sein Girokonto nie überzogen und bewusst nie jemandem etwas geschuldet hat, ist solch ein Verfahren hinsichtlich der Ehre ein unerträglicher Zustand. Zumal ja bekannt ist, dass ich mir meine Schulden durch die Unterschrift unter eine Vollmacht zugezogen habe.

MM: Nicht alle Leser des Mallorca Magazins kennen die Geschichte ...

Matthias Reim: Mein damaliger Manager, der auch ein enger Freund war, hat mit dieser Vollmacht viele Immobilien gekauft, vor allem im Osten Deutschlands. Mir gehörten auf einmal Wohnungen, die ich noch nie gesehen hatte an Orten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Die Schulden, mit denen ich dann eines Tages konfrontiert war, beliefen sich auf etwa 14 Millionen Euro. Nun kann man fragen, wie ein Mensch nur so blöd sein kann. Ja, ich war wirklich blöd.

MM: Für die Bewertung ist ein Punkt vielleicht interessant: Werfen Sie Ihrem damaligen Vetrauten vor, dass er Sie oder andere wissentlich betrügen wollte, oder hat er sich ganz einfach verzockt?

Matthias Reim: Am Anfang hat er wohl im guten Glauben gehandelt, dann hat er sich verzockt. Das wollte er dann vertuschen, damit ich nichts herausbekomme und hat alles hin- und hergeschoben. De facto war ich seit 1995 pleite und habe es erst im Jahr 2000 herausbekommen. Wir mussten dann erstmal sehen, wo ich überhaupt Schulden hatte, weil mir die ganzen Unterlagen nicht vorlagen. Nach Zwangsversteigerungen blieben ungefähr sieben Millionen Euro, damit bin ich dann 2006 ins Insolvenzverfahren gegangen.

MM: Gibt es unter den Gläubigern auch Privatpersonen, die nun auf Geld verzichten müssen?

Matthias Reim: Nein. Die Forderungen von Privatleuten wurden alle komplett erfüllt, das war mir wichtig. Auch die Unterhaltszahlungen für meinen Sohn, die ich nicht mehr leisten konnte, sind voll abgegolten. Aber es handelte sich bei den Gläubigern vor allem um Banken. Mit denen musste verhandelt werden, wie das in einem solchen Verfahren üblich ist.

MM: Während des Insolvenzverfahrens haben Sie sich ein Haus in der Nähe von Portocolom gebaut. Wie geht denn das?

Matthias Reim: Das geht natürlich gar nicht. Wer kein Geld hat, kann sich kein Haus bauen. Das Haus ist zwar ganz und gar nach meinen Vorstellungen entstanden, es gehört aber nicht mir, sondern meinem Bruder. Der ist Banker in Mailand, recht wohlhabend, und hat mir auch in dem Insolvenzverfahren entscheidend geholfen. Mein Bruder hat mich sozusagen teilweise rausgekauft.

MM: Und wie kam es nun zu dem Haus?

Matthias Reim: Ein Freund hat mir ein Grundstück zu einem sagenhaft günstigen Preis angeboten. Mein Bruder hat sich das angesehen und zu mir gesagt „Bau das Haus”. Er war sicher, dass er bei dem günstigen Grundstückspreis mit einer Immobilie auf Mallorca nichts falsch machen konnte.

MM: Genau genommen sind Sie also gar nicht schuldenfrei, sondern stehen bei Ihrem Bruder in der Kreide?

Matthias Reim: Das stimmt. Aber ich kann das Geld abbezahlen. In zehn Jahren ist alles geregelt, davon gehe ich aus.

MM: Fühlen Sie sich eigentlich auf Mallorca inzwischen heimisch, oder ist die Insel für Sie eine Durchgangsstation wie auch schon Florida oder Ibiza?

Matthias Reim: Dadurch, dass meine Kinder hier geboren sind – Romeo wird sechs, Romy ist zwei – und dadurch, dass meine Verwandtschaft hier lebt, die Kinder in die Vorschule gingen, beziehungsweise Romeo jetzt in die erste offizielle Klasse, ist Mallorca schon so etwas wie mein Zuhause. Romeo spricht akzentfrei Mallorquín.

MM: Der letzte Satz lässt darauf schließen, dass Sie Mallorquín nicht beherrschen. Und ihr Spanisch?

Reim: Mein Spanisch ist okay. Ich komme im Alltag durch, musste ja auch mit spanischen Bauarbeitern das Haus bauen und mir dazu einen Wortschatz zulegen. Die Verständigung klappt.

MM: Seit geraumer Zeit treten Sie ja auch im „Oberbayern” an der Playa de Palma vor angeheiterten Urlaubern auf...

Matthias Reim: Stimmt. In Deutschland mache ich solche Diskotheken-Auftritte gar nicht, sondern gebe nur richtige Konzerte. Aber hier macht mir das einen Riesenspaß.

MM: Ist das wirklich Ihr Ernst?

Matthias Reim: Ja, tatsächlich. Ich mache die Auftritte im „Oberbayern” wirklich gerne und bleibe auch hinterher meistens noch zwei Stunden, rede mit Gästen und treffe viele Leute, die ich kenne.

MM: Am Freitag, 29. Oktober, kommt Ihr neues Album auf den Markt. Es ist der erste Longplayer seit 2007. Hängt die lange Pause auch mit Ihren finanziellen Problemen zusammen?

Matthias Reim: Ja. Mir ist nichts mehr eingefallen. Ich hatte keine Motivation mehr.

MM: 2007 sorgten Sie für Schlagzeilen, weil Sie in einem Werbe-Video für Autoverleiher Sixt aus Ihrem großen Hit „Verdammt, ich lieb’ dich” „Verdammt, ich hab’ nix” machten. Es gab hämische Medienberichte, Reim habe sich lächerlich gemacht. Bereuen Sie aus heutiger Sicht diesen Gag?

Matthias Reim: Nein, das war geil. Ich wollte zeigen, dass ich meinen Humor und meine Power nicht verloren habe. Ich habe thematisiert, dass man untergehen kann, ohne unterzugehen.

MM: Das neue Album heißt „Sieben Leben”. Ist es autobiografisch?

Matthias Reim: Es ist persönlich, nicht autobiografisch. Als sich in der ersten Jahreshälfte abzeichnete, dass es mit dem Insolvenzverfahren bald zu Ende gehen würde, kamen mir wieder die Ideen für neue Lieder.

MM: Manche Künstler sagen, dass das Leben auf Mallorca ihr Schaffen beeinflusst. Andere meinen, das sei egal. Wie sehen Sie das?

Matthias Reim: Ich glaube, was mich beeinflusst, ist, dass ich zu Hause bin. Wo ich schreibe, das ist eigentlich ziemlich egal. Aber das Lebensgefühl hier überträgt sich schon auf die Arbeit. Ich nehme das Licht mit ins Studio.

MM: Sie machen nicht den typischen deutschen Schlager, aber auch nicht Rock. Wie würden Sie jemandem, der noch nie einen Song von Matthias Reim gehört hat, Ihre Musik beschreiben?

Matthias Reim: Das geht nicht. Meine Musik gibt es nicht noch ein zweites Mal. Ich passe in keine Schublade und wehre mich auch dagegen, wenn man versucht, mich in eine zu stecken. Wo hört denn Rock auf und wo fängt Schlager an?

MM: In den kommenden Wochen absolvieren Sie etliche Fernsehsendungen, sind zum Beispiel am Samstag bei Carmen Nebel. Dann gibt es im April die nächste Tournee...

Matthias Reim: Ja, die Tour führt mich durch Städte in ganz Deutschland. Nicht nur in den Osten, wo ich besonders viele Fans habe. Ich bin inzwischen so etwas wie der König des Ostens.

MM: Was vielleicht auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass Sie in der Öffentlichkeit meistens als recht bescheiden und bodenständig rüberkommen. Was ist für Sie eigentlich Luxus?

Matthias Reim: Luxus fängt für mich zum Beispiel an, wenn ich 150.000 Euro für ein Auto ausgeben würde. So etwas brauche ich nicht. Ich fahre einen vier Jahre alten Ford Mustang. 15.000 für ein Auto reichen auch. Oder ich sehe mir hier im Hafen von Portocolom die neuesten Yachten an. Aber zwei Millionen für ein Boot ausgeben? Nein, das würde ich nie tun.

MM: Zum Abschluss die Frage, was Sie in Ihrem Leben anders machen würden, wenn Sie eine zweite Chance bekämen...

Matthias Reim: Wenn ich nochmal wohlhabend wäre, dann müsste ich schon bescheuert sein, wenn ich mein Geld nochmal jemandem zum Anlegen geben würde. Ich würde mich mit meinem Hintern ganz fest draufsetzen.

Das Gespräch mit Matthias Reim führte MM-Redakteur Nils Müller!
Mallorca-Magazin online: www.mallorcamagazin.net

Vielen Dank an Nils Müller vom Mallorca-Magazin für das interessante Interview mit Matthias Reim!

Euer SCHLAGERportal-Team.