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Forum: Beauty & Körperkunst

piercen / tätowieren im allgemeinem...

AutorBeitrag

(BlackEyes)

piercen / tätowieren im allgemeinem...
nachdem ich immer wieder mit unwissenheit und vorurteilen konfrontiert wurde, hier ein etwas längerer text aus einem bekannten "modifikationsforum"...
viel spaß beim lesen...
(für schreibfehler bin ich nicht verantwortlich)

Der Ausdruck „Piercing“ leitet sich aus dem englischen Verb „to pierce“ = durchbohren / eindringen ab. Das Tragen von Schmuck an bestimmten Körperstellen ist älter als dieser Terminus an sich. Was manchen als moderne Demonstration von Ritualerneuerung, Körperbewußtsein und Protest oder als verdächtig - zwielichtige Variante des Körperschmuckes vorkommt, hat bereits eine sehr lange Tradition. Bei vielen Völkern war und ist es teilweise noch immer so, dadurch Aussagen über ethnische Zugehörigkeit, Familienstand / Verwandtschaft, Alter, Geschlecht, Sozialrang, Kosmologie, Gemütszustand / Persönlichkeit, Reichtum usw. zu vermitteln - Piercings hatten und haben bei ihnen also nicht nur bloße Schmuckfunktion.
Beim historischen Überblick ist es aber sinnvoll, Tätowierungen teilweise auch zu betrachten, denn beide sind mehr oder weniger schmerzvolle Eingriffe am Körper, und beide wurden / werden seit Jahrtausenden ausgeführt. Das Tätowieren wurde später als „stechen“, „ritzen“, „schnitzen“ oder „stechmalen“ bezeichnet. Die Prozedur war stets die gleiche: die Menschen fügten sich oder einer dem anderen Schnitte zu und rieben dann Holzkohle, farbige Erde oder Pflanzenteile in die Wunde. Die Hautbilder dienten weniger dem Lustgewinn und auch nicht zur Verzierung des Körpers, wie es heutzutage fast immer bei den Tattoos der Fall ist. All diese Aktionen waren rituelle Vorgänge. Der Mensch hat mit und an seinem Körper symbolische und unauslöschliche Zeichen ausgearbeitet. Unberührt von Zeichen blieb der Mensch unterschiedslos, sprach- und machtlos - er unterschied sich von den Tieren nicht. Es ging also darum „Kultur“ zu erlangen, der Natur und der Wildnis zu entfliehen: die Sippen, Stämme und Völker durchdringen den Körper, sie überwinden die Grenzen der Haut und des Schmerzes. Der Schnitt, der der Haut zugefügt wird, um die Platten der zahlreichen afrikanischen Stämme anzubringen, die Botoquen (Lippenpflöcke) der Indios aus dem Amazonasgebiet, der Sonnentanz der Mandas, die Knochen in den Papua- Nasen ... - sie alle haben den gleichen vorhin erwähnten Ursprung. Oft wird der Stichkanal mit Hilfe von Pflöcken, Scheiben oder immer schwerer werdenden Gegenständen absichtlich vergrößert, verlängert und gedehnt.

In Japan wurde schon während der Jungsteinzeit, zwischen 5000 und 3000 vor Christus, die Körperverzierung als kultische Handlung durchgeführt. Auch der rund 5300 Jahre alte Ötzi, der bis jetzt älteste erhaltene menschliche Körper, besitzt 15 Hautbilder. Die Pharaonen des alten Ägyptens trugen, dreitausend Jahre vor unserer Zeit, kostbaren Ohrschmuck oder prachtvolle Nasenringe. Auf der Haut der Mumien wurden abstrakte Muster aus Pünktchen und Strichen entdeckt, die vor bösen Geistern schützen sollten. Die ägyptischen Malereien zeigen Nubier, welche Ringe durch die gesamte Ohrmuschel tragen. Bei den Mayas war die durchbohrte Zunge ihrer Hohepriester ein Ausdruck der Unterwerfung gegenüber den Göttern, und auch heute noch zeigt das rituelle Durchlöchern der Wangen in Indien und Indonesien die gleiche Ehrerbietung vor den göttlichen Mächten.
Die Kulturen, Epochen und Orte variieren zwar, aber es geht immer um die gleichen zentralen Themen: den Glauben an eine höhere Instanz kundzutun, die Allgegenwärtigkeit übernatürlicher Kräfte in der Natur zu akzeptieren, die Existenz und Begrenztheit des Menschen zu bezeugen. (Vergleiche auch, wer mag, im Artikel „Betäubung“ den Abschnitt über die Gründe, warum sich HEUTE jemand piercen läßt.)
Die mit Kulthandlungen verbundenen Schmerzen besitzen auch noch einen beschwörenden Charakter, und übernatürliche Kräfte werden aufgerufen. Als Zeichen der Dankbarkeit für diese Huldigung und mit dem selbst zugefügten Schmerz soll ein Schutzgeist oder ein magisches Tier erscheinen. Die Durchbohrungen von Nase, Mund oder Ohren werden oft durch weitere Eingriffe ergänzt, vor allem im Genitalbereich: Stiche und Schnitte und das Setzen von Klammern werden meistens in der Pubertät vorgenommen. Um den Status eines Erwachsenen zu erlangen, muß der Mensch sich solchen Ritualen unterwerfen, auf diese Art seinen Mut und seine Schmerzüberwindung beweisen und seinen starken Charakter demonstrieren. Jeder soll sehen, daß man es verdient, ein anerkannter Mann oder eine vollwertige Frau zu werden, dabei wird die Kindheit symbolisch abgelöst und ab nun für immer hinter sich gelassen. Indem die Unversehrtheit des Körpers geopfert wird, erlangt der Heranwachsende die Aufnahme in die Gesellschaft und damit alle verbundenen Rechte und Pflichten.
Aber das Durchstechen einer Körperstelle kann auch andere Übergänge des Lebens symbolisieren, wie Hochzeit,Trauer (Tod), Beitritt in einen anderen Sozialstand oder Erringung einer neuen Würde. Genau so können sie für Reichtum stehen oder Mut und Männlichkeit ausdrücken. All diese symbolischen Akte verbinden den Einzelnen mit seiner Gruppe, schmücken ihn mit einer unvergänglichen Eintragung, kennzeichnen ihn als Mitglied eines Kollektivs.
Ein anderer Aspekt des Piercens, Fähigkeiten des Trägers betreffend, darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: so stehen z.B. Ohrpiercings für umfassende Information und Piercings am Mund für Mitspracherecht. Der Nasenschmuck dagegen soll ein sicheres Gespür signalisieren. Außerdem diente der Schmuck als Schutz vor dem Eindringen böser Geister und gegen das Entrinnen der Seele aus dem Körper.
Die Zungenpiercings der der Majas, die langen oft bogenförmigen Nasenknochen der Papuas sind ebenso archäologisch belegt wie der kostbare Ohrschmuck und der schon erwähnte prachtvolle Nasenring der Pharaonen lange Jahre vor unserer Zeit. Die alten Ägypter trugen zudem Bauchnabelringe als Zeichen der Adeligkeit, und auch die Azteken hatten Ohrpflöcke als Zeichen eines hohen Sozialstatus.
Die römischen Centurios trugen Brustwarzenringe als Ausdruck ihres Mutes und ihrer Männlichkeit, angeblich sogar zur Befestigung ihrer kurzen Umhänge.
( taetowiermagazin.de Wer schon einmal eine Weile mit Gewichten an den Brustspitzen herumgelaufen ist wird allerdings wissen, daß dies nicht allzu lange ein angenehmes Gefühl ist. Plausibler scheint, daß zumindest die Ringe zum Befestigen von Kleidung an der entsprechenden Stelle eines anatomisch richtig geformten Brustpanzers befestigt waren.
Eine Renaissance in unserer Kultur erlebten die »Busenringe« im späten 19. Jahrhundert. Der Historiker Eduard Fuchs berichtet in seiner „Illustrierten Sittengeschichte“ von einem „ Piercing - Wahn “ unter den modebewußte Frauen der englischen Oberschicht und Halbwelt: viele trugen damals schmückende Ketten von Brust zu Brust, um ihren Busen zu betonen und wegen des Wachstums, das die Knospen durch das Tragen von Ringen erfahren. )
In der viktorianischen Ära trugen Frauen der höheren Gesellschaft ebenfalls Ringe durch die Brustspitzen als Modeaccessoires. Die Männer dagegen trugen oft
einen Penis - Ring, um ihr Prachtstück an den Körper anzulegen, damit es sich in den damals modernen, sehr engen Beinlingen nicht abzeichnete. Die Legende be-sagt, der Erfinder dieses Ringes sei Prinz Albert gewesen (Gatte der Königin Viktoria von England im 19. Jhdt.), der diesem Ring den heutigen Namen gab.
Eskimos (Inuit nennen sie sich selbst) trugen aus rituellen Gründen Wangenpier-cings mit Walfischknochenscheiben. In Indien und Indonesien wurde das Durchlöchern der Wangen als Ehrerbietung vor göttlichen Mächten praktiziert.
Einige afrikanische Volksstämme weiten die sogenannten Labrets zu Tellerlippen, die das Ansehen im Stamm erhöhen. Das kann besonders bei Frauen bis zur weiteren Deformierung der Lippen gehen, die dann als Sonnenschirme oder Schürze dienen.
( Ahttp://www.lpcpat.demon.co The Labret piercing has a well - established history in both South America and within African tribes. In this context, a Labret piercing is often stretched to accommodate a 'lip plug' or a large clay 'lip plate'. The reasons for this piercing can again range from tribal identification, 'rite of passage' and to display status. For example, in parts of Africa, a bride to be will have a Labret piercing six months prior to the wedding, in which time, will be gradually stretched to accommodate a lip plate. The size of the piercing at the time of the wedding will dictate the 'price' she is worth. ? In the western world, the Labret piercing has caught on as a fashion accessory, usually worn with the Labret stud. )

Andrerseits, und das ist durchaus bemerkenswert, hatte auf indonesischen Inseln die Frau das Recht, ihren Mann zum Eichelpiercing aufzufordern (Ampallang), um ihr mehr Lust zu bereiten. Weigerte er sich, durfte sie sich scheiden lassen ( ! ! ) und war ohne weitere Verpflichtung frei.
( tattoo.about.com In ancient times in Ethiopia, Persia, India and Rome, men had their wives labias pierced and locked with a device to make sure the wife didn' t have sex with other men. This apparently was also done on women slaves to make sure they didn' t have sex with someone not approved by her owner. Women of the Caroline Islands were also said to wear labia piercings. For them, however, it was to give themselves pleasure.)

Der Grund dafür, daß viele Rituale untergingen, war / ist der Einfluss der Weltreligionen (Christentum, Islam, Judentum). Missionare, Soldaten, Matrosen oder Händler, die ersten, die die weite Welt bereisten, sahen die Bräuche der „primitiven“ Völker als barbarisch an. Für die zivilisierte Welt waren das erschreckende und ekelhafte Gebräuche wilder Irregeleiteter, war das die höhnische Schändung der Schöpfung Gottes. Mit Gewalt trieben sie diese Riten den eroberten Völkern aus. Das Ergebnis war, daß solche alten Gebräuche verschwanden und einige faszinierende Hochkulturen überhaupt ausgerottet wurden - und das manchmal im Namen Christi ... Heute ist nur noch die Beschneidung geblieben.
Das späte Christentum verbot das Bilderstechen, um den Menschen vor der Verunstaltung göttlicher Schöpfung abzuhalten. Tätowierungen galten als „Blasphemie“ und als heidnischer Brauch. In Bosnien wurden zum Beispiel sogar bis zum Ende des 19. Jahrhunderts katholische Mädchen mit christlichen Zeichen verziert, um den Übertritt zum Islam unmöglich zu machen. In dieser Religion ist auch heute noch die Verzierung der Haut strengstens untersagt.
Generell wurden Tätowierungen und Piercings lange Zeit scheel angeschaut und an den Rand gedrängt. Sie galten als ein Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit zu einer primitiven Gesellschaft, als ein Zeichen des sozialen Ausschlusses.
Kurzfassung: infolge der Missionierung wurde die Praxis der uralten Riten als negativ und primitiv dargestellt, und man grenzte die so Gekennzeichneten als Randgruppe vom Rest der Bevölkerung aus.

Heute jedoch, in der Zeit der Hektik und Anonymität, besinnt man sich wieder auf die Hervorhebung der Individualität, und Piercing gewinnt wieder zunehmend an Stellenwert. Die Wiedergeburt der Tätowierung im Europa des 18. Jahrhunderts fand erst mit den Zuchthäuslern und Matrosen, Fremdenlegionären, Gaunern und leichten Mädchen statt. Auf ähnliche Weise sind Piercings in unserer Gesellschaft aufgetaucht, also vorerst auch nur durch Randgruppen.
Für Zweifler: die meisten heute durchgeführten Piercings sind tatsächlich von Naturvölkern "abgeguckt" und haben (siehe vorhin) fast immer eine ursprünglich rituelle Bedeutung. Der Weg des Piercings läßt sich jedenfalls vom Altertum bis in die Neuzeit ziemlich genau verfolgen.

Ergänzung zu den vorhin erwähnten Eingriffen im Genitalbereich in Form von Schnitten. Diese haben meiner Meinung nach am männlichen Penis nichts mit Piercings zu tun, sehr wohl aber mit Kult. Sie sind in der Regel harmlose Initiationsriten ab der Geburt bis zur Pubertät: das Einschneiden der Vorhaut (Inzision) sowie die Entfernung selbiger (Zirkumcision) sind weltweit verbreitet. Die jüdische Beschneidung erfolgt z.B. am achten Tag nach der Geburt als Symbol des mit Gott geschlossenen Bundes.
Eine hygienische oder medizinische Notwendigkeit scheint mir wenig plausibel, mit Ausnahme einer Phimose (Vorhautverengung). Das Argument der geringeren Empfindlichkeit der Eichel und folglich der längeren Ausdauer (spätere Ejakulation) und somit des größeren Lustgewinns für die Frau lasse ich dahingestellt. Das ästhetische Moment ist, wie so oft, Geschmackssache.
Brutal hingegen verläuft die Beschneidung der Mädchen! In noch immer über zwanzig (vor allem islamischen) Ländern dieser Erde, vorwiegend in Afrika, zuweilen in Malaysia und Indonesien, wird ihnen die Clitoris herausgeschnitten oder weggebrannt. Oft genug werden die inneren Schamlippen auch entfernt, manchmal werden die oberen zwei Drittel der Vagina verschlossen (Infibulation): vernäht oder mit Dornen verklammert (vor allem in Somalia und Djibouti). Großzügigerweise wird das vor der Hochzeit entfernt, aber danach gleich wieder in Ordnung gebracht.
Nun ist die weibliche Beschneidung (genauso wie ihr Gegenstück) sehr wohl ein althergebrachter Brauch, aber ich bin fest überzeugt, daß sich hinter diesem Ritual erbärmlichste männliche Feigheit versteckt. Leicht läßt sich damit die Beherrschung der Frau rechtfertigen: sie als Mensch zweiter Klasse behandeln, sie wie einen materiellen Besitz sehen, den man bei Bedarf - wenn die Kohle stimmt - auch verkaufen kann. (Die verächtliche Art, wie moslemische Schüler, hier im Ösiland von der Behörde geduldet, ihre Lehrerinnen, ihre Mutter, ihre Mitschülerinnen und ihre Schwestern behandeln, entspricht völlig ihrem Selbstverständnis. Die kleinen Achmeds und Alis dürfen bei mir schwimmen lernen, ihre Schwestern müssen bei meiner Kollegin zuschauen und werden später gehöhnt, weil sie in den Ferien tiefes Wasser meiden. Nebenbemerkung: auf so eine „Durchmischung der Kulturen“ lege ich nicht den geringsten Wert.)
Der Frau durch die Infibulation vor ihrer Verheiratung Vergleichsmöglichkeiten zu nehmen, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Da ihr ja ohnehin kein Anspruch auf erotische Lust zusteht, ist der vorherige Raub ihrer Clitoris logische Konsequenz. Dahinter steckt blanke Angst, der Partnerin jene Freiheit zuzugestehen, die der Mann für sich selbstverständlich beansprucht. Ohne Ausmerzung dieses Macht- und Erniedrigungsrituales ist Liebesunfähigkeit für beide Geschlechter oft genug die Folge (denn Liebe kann ja nicht erzwungen werden). Keine noch so geschickte theorethische oder traditionelle Begründung kann dies vertuschen. Ein gründlich behandeltes mohammedanisches Mädchen als Freundin ist nicht einfach. Daß es kein Clithoodpiercing haben kann und auch nicht die Ringlein an den kleinen Labien, das ist das geringst Problem. Man muß ihm helfen, den vaginalen Orgasmus zu lernen. Wie aber heilt man seine seelischen Wunden ...

Ich schließe mit einer zutiefst deprimierenden Tatsache: die vorhin geschilderte durch Angst bewirkte Geisteshaltung (Verfügungsgewalt, Eifersucht, Ausschließlichkeitsanspruch, Schmerzzufügung gegen den Willen der Frau, Geringschätzung ...) - die ist KEIN muselmannspezifisches Verhalten ! !

Trotzdem noch nen schönen Tag und besinnliche Feiertage...

blessed be*
robby

Zuletzt bearbeitet von (BlackEyes) am 30.12.2003 15:24

30.12.2003 15:20