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... will nur spielen.

Zuerst ist da diese Stimme, die irritiert. Annett Louisan ist 25 Jahre alt, doch das weiß der unbedarfte Hörer bei der Erstbegegnung mit ihrem Debütalbum Bohéme noch nicht. Klingen tut die deutsche Sängerin eher wie 15, was nur noch mehr irritiert, wenn es gleich im Eröffnungssong "Das Spiel" eindeutig erotisch gehaucht heißt: "Ich will doch nur spielen / ich tu doch nichts," Annett Louisan, die deutsche Überraschungs-Newcomerin zwischen Liedermachertum, französischen Chansons und sehr leisem Barjazz, kann in Verwirrung stürzen, vor allem natürlich Männer. Sie spielt im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Hörer, gibt sich in einem Moment naiv und schutzbedütftig, um im nächsten Sätze zu singsprechen, die die dünnhäutigeren Herren der Schöpfung tief zu treffen vermögen: "Dass du dich verliebst, weil du`s mit mir tust / dass es dich so trifft, hab ich nicht gewusst." Spielt hier, um beim Bild zu bleiben, jemand mit den mehr denn je gängigen Rollenklischees von Mann und Frau? "Ich bin keine Feministin im klassischen Sinne des Wortes", sagt die "Geschichtensängerin" (Eigendefiniton), "Wenn man ganz genau hinhört, sind da immer beide Perspektiven, nämlich die einer Frau und die eines Mannes. Und man sollte die Sachen nicht überinterpretieren, durch das Album zieht sich schon auch ein humoristischer Aspekt." Wo kommen diese unverschämten, unverschämt guten Lieder her? "Ich habe jahrelang hinter den Kulissen agiert, als Background- und Studiosängerin von TripHop bis Trance. So hatte ich nebenher viel Zeit, um in Ruhe mein eigenes Baby auszubrüten. In gewisser Weise ist vieles in den Texten, die mein Partner Frank Ramond für mich ausformuliert, autobiografischen Ursprungs, aber es ist natürlich auch ziemlich überspitzt." Das wandelt manchmal an der Grenze zum peinlichen Kitsch, aber es geht fast immer gut, mitunter sogar sehr gut. Und gefällt. In einer Zeit, in der es immer weniger Menschen wert ist, für Musik ihr Geld auszugeben, sind es gerade unverwechselbare Erscheinungen wie Annett Louisan und ihre gefühlvoll-hinterfotzigen Lieder, die vom Publikum - der Sängerin zufolge in Deutschland etwa zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen bestehend - dankbar angenommen und in die Charts gekauft werden. Obwohl das mit dem Prominentsein Louisan, die nicht zuletzt zum Schutz ihres Privatlebens einen Künstlernamen angenommen hat, etwas suspekt ist: "Ich bin gar nicht so der Popstar-Typ und werde auch nicht überall stattfinden wollen. Ich will auf der Bühne sein und gute Musik machen, mehr nicht." Nur spielen eben. Eine Entdeckung.
(S. Fasthuber)

Hat was von einer "deutschen Jewel".. find' ich... gefällt mir sehr sehr gut.