Also, die Verkehrsunfälle, die ich verschuldet (da warens nur zwei - die anderen acht waren Fremdverschulden *g*) oder nicht verschuldet hatte, die zähl ich gar nicht, weil keiner davon so prägend war wie das was ich als meinen zweiten Geburtstag bezeichnen könnte, der sich, ganz kurz vorm echten heuer 30. zum fünften mal jährt.
Begonnen hat alles im Sommer 1996, den Tag weiß ich nicht mehr, hatte ich einen nicht schweren aber prägenden Unfall. Ich war damals bei einer Zustellfirma beschäftigt auf der Tour nach Salzburg. Es war ziemlich stressig, daher konnte ich eine Mittagspause vergessen und fuhr in Mondsee zur Raststätte um mir in der Tankstelle ein paar Wurstsemmerl und was zu trinken zu kaufen. Ich spring also raus aus dem LKW und wie das Schicksal es will, genau in eine Öllache. Is saublöd zugegangen, es hat mir die Füße ausgerissen und während ich fiel, versuchte ich mich hinten abzufangen, verreiße mich also, um nicht aufs Kreuz zu knallen, als es einen richtigen Schnalzer getan hat und ich mich zwar mit der Hand abfangen konnte, mir aber im Moment echt die Luft wegblieb. Aufs Essen hatte ich nun keinen Appetit mehr, ich kroch auf allen vieren zurück ins Führerhaus und bin weitergefahren, bis es mir schwarz vor Augen wurde und ich grade noch einen Parkplatz ansteuern konnte, von wo mich die Rettung holte und ins AKH Salzburg brachte. Dort stellten sie zwar eine Verschiebung der Wirbelsäule fest und spritzten mir direkt in selbige ein Schmerzmittel, weitere Bedeutung wurde dem Ganzen aber nicht beigemessen. Ich war damals grad 21 und dachte mir, das wird schon wieder werden, wollte es einfach nicht einsehen, dass so eine blöde Sache das ganze leben verändern könnte, denn die Kraft war ja da. So versuchte ich nach zweiwöchiger krankheitsbedingter Abwesenheit, wieder beruflich Fuß zu fassen und begann bei einer Baufirma – aber nicht lange, dann machte mir das Kreuz wieder zu schaffen. So wechselte ich in den nächsten zweieinhalb Jahren immer wieder woanders hin und quälte mich mehr schlecht als Recht durchs leben. Von zu Hause bekam ich da auch nicht grade aufmunterndes zu hören, außer, für was anderes als in ein Lager zu gehen, würd ich ja eh ned taugen und ich simulier ja bloß usw. Dass die schmerzmittel immer stärker und in immer kürzen Abständen angewendet werden mussten war Nebensache. Naja, jedenfalls kam dann jener Februartag 1999 in der ich mir sagte, ich will nicht mehr. Hab mir nen Giftcocktail zammgmixt und war dann, wie mir später gesagt wurde, scheinbar sehr schnell bewusstlos. Sie haben mich aber grade noch rechtzeitig gefunden und ins KH gebracht. Und da beginnt nun auch mein Erlebnis, das ich in dieser zeit zwischen leben und Tod hatte. Ich ging da einen langen dunklen gang entlang bis zu einer Tür. Als diese erreicht war, öffnete sie sich und ich befand mich in so einer Art Warteraum, der hell erleuchtet war. Auf der anderen Seite war ebenfalls eine Tür. Als diese sich öffnete trat ein sehr guter freund, dem ich auch meinen Spitznamen verdanke, herein, der es drei Jahre zuvor wirklich vollendet hatte und wir begannen zu reden. Über das was war, dass er es bereut, weil er gar nichts damit bewirkt hat, sondern alle nur noch mehr über ihn hergezogen sind deswegen und einige andere Dinge. Zum abschied sagte er mir, er war es, der mich gerufen hatte um noch einmal mit einem ihm sehr wichtigen Menschen gewisse Dinge auszutauschen und sagte zum Schluss, dass er nun zurück muss durch die Tür durch die er gekommen ist und meine Zeit noch nicht vorbei ist. Ich solle durch meine Tür zurück um sein Andenken aufrecht zu erhalten und eben auch bis zu einem gewissen Grad sein Leben mit weiterführen. Ich fragte noch wie – er antwortete, er würde mir ein Zeichen geben, mir jemand schicken, sagte nochmals zu mir, ich soll nun zurückgehen, verabschiedete sich und verließ den Raum auf seiner Seite. Ich blieb noch kurz stehen wandte mich dann auch meiner Tür zu und ging den langen dunklen Gang zurück.
Als ich dann aufgewacht war, wirkte das alles so echt nach wie nie was zuvor oder auch danach im Leben. Allerdings wusste ich nicht, wo ich war. Doch sie klärten mich rasch auf und dann wurde ich wegen Selbstgefährdung in die geschlossene Abteilung der Linzer Landesnervenklinik eingeliefert. Dort verbrachte ich dann eine Woche und dort passierte dann auch das erste Zeichen, das er mir versprochen hatte. Ein halbes Jahr zuvor lernte ich in Asten eine Tschechische Girl-Country-Band kennen. Ich schrieb dann wegen Autogrammen an die Adresse in der CD und bekam in eben diesen tagen damals erste Post der Violinistin der Band, Michaela, in der sie mir dann auch Ihre Privatadresse sandte, da mittlerweile sie die Band managte, weil die Manager mit der Kohle abgehauen waren. Es entwickelt sich vorerst eine Brief- und schon bald Telefonfreundschaft und ihn Juni fuhr ich zum ersten mal rüber nach Ostrau (Moravska Ostrava). Wir saßen dann abends so beisammen als beginnen wollte zu erzählen in welcher Situation mich ihr erster Brief erreichte. Ich hab das vorher mit keinem Wort erwähnt – doch sie sagte nur: Ich weiß!
Im Moment war ich echt total neben mir irgendwie, bis mir einfiel was mein freund ein paar Monate vorher mir sagte. Dann war mir alles klar. Diese Freundschaft, sie existiert bis heute und wird es wohl mein Leben lang, hat mich den Weg zurück ins Leben geführt.
Die Ehre meines Kumpels führe ich in mir dadurch auch auf ewig weiter und nach außen hin eben da drin, dass nur Leuten, die mir wirklich was bedeuten, mich mit meinem von ihm bekommenen Spitznamen rufen dürfen.
Gesundheitlich gings dann so weiter, dass ich zu einem Naturheiler, dem sogenannten Boandlrichter, nach Selker fuhr und er mir das kreuz weitestgehend so wieder einrichtete, dass ich heute großteils schmerzfrei lebe. Dieser macht das nun in bereits dritter Generation und ist einer der besten in Europa.
Natürlich machte ich nebenbei auch ne Psychotherapie in deren Verlauf ich dann auch meine Eltern mit einbezog. Heute sehe ich es ein, dass die Leistung, die ich zu erbringen in der Lage, eben nicht mehr die ist, die ein „normaler“ Mensch meines Alters erbringen würde – es geht einfach nimma, weil eben der Körper ned mitspielt. Ja und zu meine Oldies, also, lang war das Verhältnis a da no ned so wirklich befriedigend, doch hat sich das im Laufe des letzten Jahres in dem wich noch einmal in gewissem sinn mordsmässig auf die Nase gefallen bin, auch letztendlich alles eingependelt, nachdem es bereits ganz knapp an der Kippe zum absoluten scheitern stand und ich dann sogar beinahe die 40 Jahre andauernde und doch großteils harmonische Ehe meiner Eltern mit zerstört hätte. Doch da ist ein Schlussstrich gezogen. Es ist Gottseidank so gekommen, dass uns diese Sache dann zusammengeschweißt hat. So richte ich nun meinen Blick in die Zukunft und werde diese so optimistisch wie möglich beschreiten. Vorbei is vorbei – gewesenen nachzuweinen macht einen nur fertig.
So long mit ganz liebe Grüße ausm Mühlviertel
Harry
02.01.2004 14:33