Back in Black. Regisseur Christopher Nolan jagt seinen dunklen Helden Christian Bale zum zweiten Mal als Batman auf Kreuzzug gegen das Böse durch die Straßenschluchten von Gotham City – und der viel zu jung verstorbene Heath Ledger schickt in einer oscarreifen Performance als sadistischer Superschurke The Joker einen beklemmenden Gruß aus dem Jenseits.
Viele halten Batman für den besten aller Superhelden. Schon allein deshalb, weil ihm sein Superheldentum nicht von irgendeiner fremden Macht oder einem seltsamen Zufall aufgezwungen wurde, sondern er sich, nach einem traumatischen Erlebnis und vielen durchgrübelten Nächten, aus freien Stücken dafür entschieden hat, sein Leben dem Kampf gegen die Superschurken zu widmen. Er hat keine Superkräfte, nur seinen unbezwingbaren Gerechtigkeitssinn – und sein schier unerschöpfliches Vermögen, mit dem der nach außen hin arrogante und verantwortungslose Jet-Setter Bruce Wayne sein mysteriöses Alter Ego Batman am Leben erhält.
Das erste Mal tauchte Batman als Comic-Hero im Jahre 1939 auf, wurde schnell zum Dauerläufer gegen das gezeichnete Böse und bald auch in TV und Film aktiv. Doch erst 1986 verpasste ihm der geniale Comic-Autor Frank Miller (Sin City, 300) mit seiner grandiosen Graphic Novel das charismatische Image des innerlich zerrissenen Dark Knight.
2005 übernahm Regisseur Christopher Nolan die filmische Oberherrschaft über das Bat-Imperium – und bleibt Millers komplexer, düsterer Vision treu. In Batman Begins legte er erstmals dem tollen Charakterdarsteller Christian Bale das schwarze Cape um und führte seinen Helden wie schon im Filmtitel versprochen an seine Anfänge zurück: Weg vom überdrehten Popcorn-Comic, hin zum düsteren Action-Drama mit Tiefgang. In The Dark Knight gehts konflikttechnisch auch gleich in die Vollen: Bruce/Batmans geliebte Rachel Dawes (die faszinierende Maggie Gyllenhaal übernahm die Rolle von „Mrs. Tom Cruise“ Katie Holmes) kann und will sich mit Bruce Waynes Doppelleben nicht abfinden, sie weiß, dass ein Leben an der Seite eines Superhelden sie zutiefst unglücklich machen würde. Und schon hat sie einen neuen Hero: Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart), strahlend blonder Gutmensch, der ohne Fehl und Tadel auf der selben Seite steht wie Bruce, aber strikt nach den Regeln des Gesetzes kämpft – für Gotham City, gegen das Verbrechen.
Doch Bruce hat nicht viel Gelegenheit, sich dem gepflegten Liebeskummer hinzugeben. Mafia-Boss Carmine Falcone ist vernichtet, und jede Menge Nachwuchs-Schurken sind begierig darauf, seinen Platz einzunehmen. Und zwischen all den wohlorganisierten Möchtegern-Bösewichten treibt ein Typ sein Unwesen, dessen Skrupellosigkeit nur von seiner unendlichen Zerstörungswut übertroffen wird: der Joker. Tiefe Narben haben sein Gesicht zu einer dauergrinsenden Fratze gemacht, hinter der die tiefschwarze Seele eines sadistischen Soziopathen wütet. Der Joker ist mitleidlos und unberechenbar und spielt sein grausames Spiel mit den Bewohnern von Gotham City. Ein mehr als ebenbürtiger Gegner für Batman, der alles versucht, seine Stadt und ihre Bewohner vor dem Joker zu retten – und doch immer wieder in dessen teuflisch geniale Fallen tappt.
Die Figur des Joker ist das filmische Vermächtnis von Heath Ledger, der ja im Jänner dieses Jahres unter noch immer nicht vollständig geklärten Umständen verstorben ist – es war seine vorletzte Filmrolle (den allerletzten Kinoauftritt gibt er in Terry Gilliams The Imaginarium of Dr. Parnassus, vorr. Kinostart 2009, Anm.). Der noch nicht mal 30-jährige Ledger spielte diesen ikonischen Superschurken mit einer solchen brutalen Intensität und Tiefe, dass man darüber fast Jack Nicholsons Joker-Vorgabe in Batman aus 1989 vergisst – nicht umsonst wird schon von einem posthumen Oscar für Ledger gesprochen.
Nolans zweiter Gotham-City-Trip ist ein superspannendes, atmosphärisch dichtes Abenteuer um die wichtigen Dinge des Kinos und des Lebens – The Dark Knight erhebt sich hoch über bloße Comic-Zweidimensionalität, steckt voll packender Spannung, großen Namen (wieder mit dabei: Michael Caine als Butler, Morgan Freeman als Technik-Genie und Gary Oldman als aufrechter Polizeikommissar) und natürlich grandiosen Action-Sequenzen. Dabei war es für Nolan wichtig, dass so viele Schausplätze wie möglich nicht im Computer geschaffen wurden – auch wenn das überwältigende Design von Batmans Heimatstadt die Set-Designer vor enorme Herausforderungen stellte. Gedreht wurde großteils in London, Hong Kong und Chicago – das in zahlreichen Szenen seine Rolle als Gotham City wirklich bravourös verkörpert.
27.07.2008 13:14